Policybrief

Künstliche Intelligenz: Die Zukunft der Arbeit anhand von Erkenntnissen aus der Unternehmenspraxis gestalten

Hier finden Sie den Policybrief in voller Länge!

Im ersten Policybrief hat das Forscher:innen-Team von ai:conomics den aktuellen Wissensstand darüber zusammengetragen, welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz (KI) auf Arbeitsaufgaben und Qualifikationsprofile hat und wie ihr Einsatz das Wohlbefinden von Arbeitnehmer:innen beeinflusst. Sie haben außerdem festgestellt, welchen Herausforderungen die Forschung bei der Untersuchung von KI im Arbeitskontext gegenübersteht. Und sie geben einen Ausblick darauf, was es braucht, um den Kenntnisstand auszuweiten und welchen Mehrwert das für die Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft hat.

Das Potenzial von KI im Vergleich zu früheren Technologien

Künstliche Intelligenz (KI) ist selbstlernend. Das unterscheidet sie maßgeblich von vorausgehenden technologischen Innovationen. Genauer gesagt, ist die Technologie somit nicht nur von Anweisungen oder Regeln des Menschen abhängig. Sie ist in der Lage, automatisch Verbindungen zwischen Input und Output abzuleiten, ohne dass dafür ein manuelles, regelbasiertes Design erforderlich wäre. Zum einen bietet KI damit neue Möglichkeiten, den Menschen bei Aufgaben zu unterstützen, die analytisches Denken erfordern. So zum Beispiel bei medizinischen Diagnosen oder Prognosen. Zum anderen kann die Technologie auch menschliche Fähigkeiten ersetzen. Dies ist bei kodifizierbaren Aufgaben möglich, beispielsweise in der Sprach- und Bilderkennung.

Forscher:innen schätzen die Auswirkungen von KI in der Arbeitswelt als viel weitreichender ein als die von bisherigen Technologien: In viel stärkerem Maße kann KI die Aufgabenstruktur von Jobs verändern, manche Tätigkeiten ersetzen und gleichzeitig neue schaffen, für die oftmals neue Fertigkeiten erforderlich sind.

Die Auswirkungen von KI auf Arbeit und Beschäftigte

Wird KI Aufgaben ersetzen oder neue schaffen?

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen komplementierenden und substituierenden Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) im Arbeitskontext.
Komplementierende, also unterstützende KI könnte zu bedeutenden Produktivitätssteigerungen führen und die menschlichen Arbeitskräfte derart unterstützen, dass der KI-Einsatz langfristig zu mehr Beschäftigung führt. Die Literatur deutet darauf hin, dass es bereits komplementierende KI gibt. So kommt sie zum Beispiel bereits in der Onkologie als Entscheidungshilfe bei der Krebserkennung zum Einsatz. Neben der Unterstützung bereits existierender Tätigkeiten kann KI auch völlig neue Berufe schaffen, die es bisher noch nicht gibt. Im aufgeführten Beispiel würde das auf Radiolog:innen zutreffen, die in der Phase der technischen Innovation die KI-Anwendungen entwickeln. Darüber hinaus muss KI meist auch mithilfe von hochwertigen realen Daten intensiv trainiert werden. Diese Daten müssen oftmals zuerst geschaffen werden, was ein weiteres neuartiges Aufgabenfeld für KI-Expert:innen und andere Arten von Spezialist:innen eröffnet.
Im Gegensatz zur komplementären KI konzentriert sich die substituierende KI größtenteils auf Automatisierung, sie ersetzt menschliche Fähigkeiten. Zur Anwendung kommt das beispielsweise bereits im Feld der Sprach- und Bilderkennung sowie der Verarbeitung natürlicher Sprache. Eine auf diese Weise angewandte KI wirkt sich vermutlich eher dämpfend auf die Nachfrage nach Arbeitskräften in automatisierbaren Berufen aus. Auch ein steigendes Produktivitätswachstum könne den verringerten Bedarf an von Menschen ausgeführten Tätigkeiten in jenem Arbeitsprozess, in dem die KI zum Einsatz kommt, nicht ausgleichen, vermuten die Forschenden. Sie erwarten deshalb unterschiedliche Auswirkungen des KI-Einsatzes bei automatisierbaren und nicht automatisierbaren Jobs.

Wie es scheint, können beide Auswirkungen der KI – substituierende sowie komplementierende – gleichzeitig auf dem Arbeitsmarkt auftreten. Das erschwert es, die reine Gesamtauswirkung der KI-Einführung auf die Zukunft der Arbeit zu bewerten. Eine Zukunft mit KI wird in hohem Maße von der Art der eingesetzten KI abhängen sowie vom Wesen der Tätigkeiten und Sektoren, in denen sie eingesetzt wird.

Welche Fähigkeiten sind im Arbeitskontext von KI gefragt?

Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten OECD-Abhandlung von 2021 weisen darauf hin, dass neben den reinen technischen Fertigkeiten zur Entwicklung einer KI auch sozial-emotionale Fähigkeiten immer wichtiger werden. Denn KI verfügt zwar über viele Fähigkeiten, aber sie kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alles. Besonders bei Aufgaben, die ein höheres Maß an zwischenmenschlichen und sozialen Fähigkeiten erfordern, liegt der Mensch klar im Vorteil. Diese Fähigkeiten werden beispielsweise benötigt, um in interdisziplinären Teams arbeiten zu können, vorliegende Ergebnisse zu kommunizieren und zu präsentieren sowie Probleme kreativ zu lösen. Aber auch im Bereich der Wissensvermittlung, beispielsweise im Bereich der Weiterbildung, sind sie gefragt. Diese Fähigkeiten tragen damit dazu bei, dass nicht nur alle Beteiligten die KI verstehen, sondern dass sie auch korrekt eingesetzt wird.

Bislang gibt es nur wenige empirische Untersuchungen, die den detaillierten Qualifikationsbedarf als Reaktion auf den steigenden Einsatz von KI analysieren. Entscheidend wird sein, zu verstehen, wie KI die Art verändert, wie wir arbeiten werden, und welche Fähigkeiten wir somit benötigen, um unsere Arbeit gut zu machen.

Kollegin KI: Wie kann sich der Einsatz von KI auf Beschäftigte auswirken?

Bislang gibt es in der Wissenschaft nur wenige Anhaltspunkte darüber, wie sich KI auf die Natur der Arbeit auswirkt. Stattdessen haben sich mehrere Studien damit befasst, wie andere automatisierende Technologien das Arbeitsumfeld im vergangenen Jahrzehnt verändert haben. Im Policybrief haben die Forschenden von ai:conomics einen Überblick zusammengefasst. Darüber hinaus haben sie den überschaubaren Anteil an wissenschaftlichen Ausführungen, welche die Auswirkungen von KI auf das Wohlbefinden der Arbeitskräfte zwar untersuchen aber noch nicht empirisch bewerten, unter die Lupe genommen. Sie stellen fest, dass eine gut konzipierte und umgesetzte KI sich positiv auf die Arbeitskräfte auswirken könnte, indem sie sie zu mehr Autonomie, Flexibilität und Kreativität ermutigt. Manche Studien hingegen legen dar, dass von KI beeinflusste Veränderungen am Arbeitsplatz zu einer Verschlechterung der mentalen Gesundheit und Arbeitszufriedenheit führen können.

Alles in allem deutet der Stand der Forschung darauf hin, dass die Einführung von KI sowohl bedeutende Chancen als auch Herausforderungen für Arbeitskräfte mit sich bringt, die sich an die Arbeitsplatzveränderungen und die Arbeitswelt der Zukunft anpassen müssen. Bis heute gibt es jedoch nur wenige Forschungsergebnisse darüber, wie sich KI auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmer:innen auswirkt.

KI dort untersuchen, wo sie eingesetzt wird

Es werden mehr Daten auf Firmenebene benötigt

Entscheidend ist die Erkenntnis, dass ein tiefgreifender Wandel zwar unvermeidlich ist, dass aber KI-bezogene Praktiken für jedes Unternehmen und jeden Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt in unterschiedlicher Form auftreten werden. Da alle Unternehmen unterschiedliche Arten von KI einsetzen, je nachdem, welche Ziele und Strategien sie langfristig verfolgen und welche Erwartungen sie hegen, werden die zugrundeliegenden Mechanismen sich wahrscheinlich unterschiedlich auf ihre Arbeit und die Menschen, die sie ausüben auswirken. Mit ihrem individuellen Einsatz und Gebrauch in diversen Branchen lassen sich die möglichen Konsequenzen der KI deshalb besser durch die Analyse firmenspezifischer, maßgeschneiderter KI-Anwendungen verstehen. Forschungsarbeiten dieser Art sind allerdings derzeit kaum vorhanden. Solch detaillierte Analysen auf Firmenebene können bei der Ermittlung der Rolle der KI in der Arbeitswelt für mehr Klarheit sorgen.

Wenn mehr Erkenntnisse auf Unternehmensebene vorliegen und mehrere Interessengruppen mit einbezogen werden, können Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Politik sowie Sozialpartner auf dieser Basis sachkundig Maßnahmen entwickeln und fördern, die es der Gesellschaft ermöglichen, von den Vorteilen der KI zu profitieren und gleichzeitig ihre potenziellen Risiken zu entschärfen.

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